Nachdem Dojan vom Katzengraben der Vater von Ellys Welpen ist, wird es Zeit, ihn hier näher vorzustellen. Sein Frauchen Laura Wirth hat sein Leben und ihre gemeinsame Arbeit in der Bergrettung in einem Bericht zusammengefasst, den wir mit freundlicher Genehmigung hier posten dürfen.
Dojan, der Österreichische Bergrettungshund
Ein Bericht von Laura Wirth
Die SMS läutet mit
einem ganz bestimmten Signalton. Dojan spitzt die Ohren.
Er weiß:
jetzt werde ich gleich hektisch durch das Haus wetzen, die
Wasserflasche befüllen, Funkgerät, GPS, Wechsel bekleidung und
Stirnlampe, Steinschlaghelm und Klettergurt - man weiß ja nie, was
uns erwartet - in den ansonsten meistens fertig gepackten Rucksack
stopfen und mit ihm ins Auto springen. Dojan weiß auch schon, was
ihn am Einsatzort erwarten wird: Eine Hundertschaft an
Feuerwehrmännern, Bergrettern, Alpinpolizisten,
Bergrettungshunde-Kollegen und Hunden anderer
Rettungs hundeorganisationen. Manchmal werden wir dann in einem
vollgepferchten Feuerwehrauto zu unserem Suchabschnitt irgendwo
mitten am Berg gebracht. Für ihn heißt es bei all dem Trubel: cool
bleiben.
Der Österreichische Pinscher Dojan ist bereit für seinen Job als Bergrettungshund |
Ein Hund für die Bergrettung
Dojan ist mit seinen
knapp drei Jahren bereits ein voll ausgebildeter Such- und
Lawinenhund. Die Ausbildung ist anstrengend, zeitintensiv und nie zu
Ende. Seit Dojan etwa fünf Monate alt ist, üben wir mit den anderen
Bergrettungs-Hundeführern und deren Hunden. Als ich vor ein paar
Jahren aktives Mitglied des Österreichischen Bergrettungsdienstes
wurde, war mir von Anfang an klar, dass ich auch Hundeführerin
werden will. Ich machte mich also auf die Suche nach der „perfekten
Hunderasse“, denn einen Schäfer oder Labi, oder einen anderen
Modehund wollte ich auf keinen Fall. Durch den Artikel in der „Arche
Austria“ 1/2008 wurde ich auf den ÖPI aufmerksam und wusste bald:
den will ich! Der ÖPI hat für mich die perfekte Größe, ist nicht
zu schwer, sehr sportlich und ausdauernd, aufmerksam, lernwillig und
denkt selbstständig mit.
Dann dauerte es doch
noch ein paar Jahre, bis im Oktober 2014 endlich Dojan vom
Katzengraben bei uns einzog. Er war von Anfang an ein hyperaktiver
Wirbelwind, der sich nur so nach einer sinnvollen Beschäftigung
sehnt. Bei der Bergrettung stellt er sich äußerst talentiert an und
stellte bald die meisten anderen Hunde in den Schatten, obwohl wir
anfangs oft ausgelacht wurden: „Was willst du denn mit dem kleinen
Hund? Kauf dir einen g‘scheiden Hund.“
Dojan mit Frauchen Laura im Einsatz |
Belohnung für die Arbeit ist das Spiel
Anfangs versteckte
ich mich selbst und Dojan wurde vom Ausbildner gehalten und durfte
zuschauen, wohin ich verschwinde. Dann stürmte er voller Freude zu
mir, stolz, dass er mich gefunden hatte. Dojan wird für seinen Fund
immer durch ausgiebiges Rangelspiel mit seiner Beißwurst oder mit
Futter belohnt. Später verstecken sich fremde Personen und die
Übungen werden schrittweise immer schwieriger. Dazu ist es wichtig,
dass er keine Scheu vor fremden Menschen und unge wohnten Situationen
hat. Dojan, als bellfreudiger Hund hat sich von Anfang an leicht
getan, die gefundenen Personen lautstark zu verbellen. Er bellt über
viele Minuten, wenn ich weiter weg bin.
Ein Hundeleben kann auch Action bedeuten - und Leben retten! |
Die Sommerarbeit
Wir üben
wöchentlich, bei jedem Wetter und in unterschiedlichen Wald- und
Wiesengebieten. Jedes Frühjahr besuchen alle Bergrettungshunde und
–hundeführer Kärntens den verpflichtenden dreitägigen Sommerkurs
im alpinen Gelände. Heuer waren wir in den Nockbergen ober
Radenthein. Da haben wir viele Gelegenheiten, um auch Übungen in der
Nacht und stundenlange Weg- und Flächensuchen durchführen, und die
Ausdauer der Hunde zu trainieren. Heuer konnten Dojan und ich entlang
eines 5 km langen alpinen Steiges alle vier „Vermissten“ finden
und Dojan hatte sogar noch Zeit, die „Feinde“ sprich zwei Rehe zu
vertreiben.
Ich persönlich
finde die Wegsuche für die Hunde am schwierigsten. Bei der
Flächensuche gehe ich zickzack durch das Gelände und Dojan läuft
automatisch in größeren Bögen voraus, bekommt daher die Gerüche
von allen Richtungen und findet somit recht bald die vermisste oder
versteckte Person. Ein Weg hat jedoch auch für einen Hund eine
Begrenzung links und rechts, über die er nicht unbedingt hinausgehen
will, vor allem wenn das Gelände sehr steil, oder alles mit Gestrüpp
verwachsen ist. Für mich ist es außerdem sehr schwierig gaaanz
langsam zu gehen, damit Dojan genug Zeit hat, links und rechts über
den Weg hinaus alles abzusuchen.
Dojan im alpinen Gelände - und das bei jedem Wetter! |
Hund und Hundeführer sind ein untrennbares Team
Wir beide sind ein
eingeschworenes Team und können uns bei Einsätzen vollständig
aufeinander verlassen. Dojan sucht mit seiner Nase und muss sich dazu
ständig „in den Wind stellen“, orientiert sich aber die ganze
Zeit an mir. Ich dirigiere ihn wortlos nur mit meiner Körpersprache.
Gleichzeitig muss ich auf die Funksprüche achten, selbst funken,
mich aufs Gelände konzentrieren und mit meinen Augen nach der
vermissten Person suchen. Wenn Dojan eine Person riecht, die irgendwo
im Gelände liegt (verletzte oder erschöpfte Person) oder seltsam
durch die Gegend schwankt (demente Person) oder sich sonstwie
auffällig verhält, dann stürmt er dort hin, auch wenn es einige
hundert Meter von mir entfernt ist, legt er sich vor der Person hin
und bellt so lange, bis ich bei ihm bin. Er darf sich bei der Suche
nicht von den anderen Personen (Bergrettern, Feuerwehrlern,
Spazier gängern) oder Tieren ablenken lassen. Er muss bei jedem
Wetter, zu jeder Tageszeit, in jedem Gelände, stundenlang nach
vermissten Personen suchen können. Wir sind Mitglied einer
ehren amtlichen Blaulichtorganisation. Oft haben wir wochenlang
keinen Einsatz, manchmal haben wir alle paar Tage einen. Oft wird die
vermisste Person nach ein paar Stunden gefunden, manchmal erst nach
einigen Tagen.
Ein untrennbares Team - ob am Boden oder in der Luft... |
Die Winterarbeit
Die Winterarbeit ist
an und für sich viel einfacher für den Hund. Es gibt ein genau
begrenztes Suchfeld, die Lawine und es gibt keine Ablenkungen durch
fremde Personen und Tiere. Aber trotzdem müssen die Hunde ein Jahr
alt sein, um am einwöchigen Winterkurs teilnehmen zu dürfen. Die
Hunde sind den ganzen Tag der Witterung (Kälte, Wind und Schnee)
ausgesetzt und schlafen, wie immer bei den Kursen, im Auto. In der
Früh steigen wir mit Tourenschi auf den Berg und am Abend fahren wir
wieder hinunter, die Hunde müssen fit genug sein, um das zu
schaffen. Die Innerkremser Liftbetreiber schieben uns dankenswerter
Weise mit ihrem Pistengerät mehrere Suchfelder mit vielen
Schneehaufen zusammen. Wir graben Löcher in die Haufen und haben
dann viele Schnee höhlen, in die wir Bergretter uns abwechselnd
verstecken und von außen wieder zugeschaufelt werden. Der
Hundeführer geht den „Lawinenkegel“ ab und dirigiert seinen
Hund. Der Hund sucht wie im Sommer ganz selbstständig das Feld ab
und muss die „verschüttete“ Person ausgraben. Er wird dann von
der gefundenen Person wieder durch Spielen oder mit Futter belohnt.
Dojan vom Katzengraben im Wintereinsatz |
Auch Spaß muss sein
Bei den Übungen
kommt natürlich auch für uns Menschen der Spaß nicht zu kurz, denn
die Hunde merken sofort, wenn uns langweilig wird oder Routine
einkehrt. Dann suchen sie auch nur halbherzig. Deshalb kann es schon
einmal sein, dass sich jemand hoch oben im Baum versteckt, oder er
sich ganz wo anders versteckt, als vorher besprochen. Im Winter sind
manchmal mehr Personen eingegraben, als angekündigt, oder in einer
Schneehöhle liegen zwei Personen, nur mit einer Schneemauer
voneinander getrennt. Heuer im Winter haben sie Dojan und mir eine
Person so tief eingegraben und so fest zugeschaufelt, dass wir einen
riesigen Krater ausheben mussten, um den Figuranten zu befreien. Ich
war schweißgebadet und hatte schon Angst, dass Dojans Pfoten vom
langen Graben einige Zentimeter kürzer wären.
Auch Spaß muss sein... |
Schmusehund als Lebensretter
Heuer Anfang August
haben wir wieder den jährlichen Hubschrauber-Übungstag. Wir werden
wieder das Ein- und Aussteigen und Hubschrauber einweisen üben, eine
Runde im und eine Runde außen am Hubschrauber fliegen. Im Oktober
dürfen wir den Leichenkurs besuchen, denn leider nicht alle Personen
können lebend gefunden werden. Einmal wurde Dojan bereits zum
Lebensretter. Als mein Sohn bei einem spätabendlichen Spaziergang
einen medizinischen Notfall erlitt, bellte Dojan etwa dreißig
Minuten, bis endlich zufällig ein Passant vorbei kam und die Rettung
rufen konnte.
Natürlich
ist die Bergrettungsarbeit nicht alles. Dojan ist auch ein
verschmuster Familienhund, der unsere Katzen und Enten beschützt und
alle Unregelmäßigkeiten vor unserer Haustüre sofort bemerkt. Er
ist bei meinen langen Geländeläufen immer mein Tempomacher und
begleitet mich zu allen meinen Berg- und Schitouren. Auch zu zwei
Bergläufen hat er heuer ausnahmsweise schon mitkommen dürfen. Zum
Glück ist unser Dojan noch sehr jung und wird uns hoffentlich noch
viele Jahre bei unseren Abenteuern begleiten und beschützen.
Dojan vom Katzengraben - ein spannendes Pinscherleben! |
Einen herzlichen Dank an Laura Wirth, dass sie uns diesen wunderbaren Text zur Verfügung gestellt hat, der auch in der Österreichischen Pinscherpost - dem Magazin des ÖPI-Klubs - abgedruckt wurde.
Wir sind natürlich sehr stolz, dass Dojan der Papa von Ellys Welpen ist und wünschen Laura und Dojan noch viele gute Jahre und eine spannende, gesegnete Zeit in ihrem Dienst!